Einiges zur Biographie von P. Gregor Haslberger:


P. Gregor Haslberger wurde zu Raab im Innkreise Oberösterreichs am 11. October 1807 geboren und in der Taufe Felix genannt. Ein würdiger Landgeistlicher nahm sich des früh verwaisten Knaben an und traf Vorsorge, dass derselbe, da er schon in früher Jugend ungewöhnliche Anlagen kund gegeben hatte, das Passauer Gymnasium besuchen konnte. Im Herbste 1824 setzte er seine Studien (es war nämlich ein kaiserliches Gesetz erschienen, laut dessen kein Oesterreicher mehr ausländische Schulen besuchen durfte) zu Kremsmünster fort. Den 2. October 1828 trat er in das Benediktinerstift daselbst als Novice ein und erhielt den Namen Gregor; das erste theologische Studienjahr legte er in Linz, die drei übrigen, um zugleich Vorlesungen aus der Physik zu hören, in Wien zurück. Die feierlichen Gelübde legte er den 20. September 1832 ab, zum Priester ward er geweiht den 15. Juli 1833. Nach der Weihe trat er zuerst in die Seelsorge als Cooperator in der Pfarre Thalham nächst Wels, wurde aber, als König Ludwig I. von Baiern den Orden der Benediktiner in seinem Reiche resuscitierte und Bischof Rieg von Augsburg und der neuernannte Benedictiner-Abt von St. Stephan ebendaselbst, Barnabas Huber, in den österreichischen Benedictiner-Klöstern um Aushilfe warben, zugleich mit P. Ulrich Hartenschneider von seinem Abte nach Augsburg geschickt, wo er 1835 am Gymnasium St. Stephan anfänglich Mathematik, dann am Lyceum Physik mit grossem Beifalle und bedeutenden Erfolgen vortrug, auch das dortige physikalische Cabinet vollkommen zeitentsprechend einrichtete. 1839 in das heimische Stift zurückberufen, las er im zweiten philosophischen Curse über denselben Gegenstand, wurde 1841 bis 49 zugleich Convicts-Präfect; übernahm 1849 die Convicts-Direction, womit er seit 1850 zugleich das Directorat des k. k. Gymnasiums verband. Seine Verdienste als Schulmann belohnte Baiern mit der königlich baierischen goldenen Verdienstmedaille (1841), sein Kaiser mit dem Titel eines k. k. Schulrathes (1850) und dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone 1854. Als Professor besass Haslberger eine ungewöhnliche Gabe der Verdeutlichung und seltenes Geschick als Experimentator; als Pädagog verstand er das Geheimniss, Furcht und Liebe zugleich zu erwecken und war ein inniger und wahrer Freund der Jugend, der an ihr, trotz mancher Täuschungen, nie irre ward. Als Schriftsteller trat er nur mit der Abhandlung auf : "Das Mikroskop mit besonderer Rücksicht auf die neuersten Verbesserungen und Anwendungen", im Programme des Kremsmünster Gymnasiums für das Schuljahr 1857, dessen die österreichische Gymnasial-Zeitschrift (Jahrgang 1858) auf das rühmlichste erwähnt. Als Mensch und Priester gleich ehrenhaft, war Haslberger ein ausgeprägter durch und durch gediegener Charakter. Er bekleidete seine ebenso mühe- als ehrenvollen Posten als Physik-Professor, Gymnasial- und Convicts-Director noch im Schuljahr 1858; wohlgemuth trat er, zu seiner grösseren Erholung zu Fusse, eine kleinere Ferienreise in unsere Berge an, kam aber unerwartet schnell zurück, den Keim der Krankheit (Herzfehler, daraus Brustwassersucht) schon mit nach Hause bringend; trotz aller angewendeten Heilmittel raffte sie ihn nach vier schmerzlichen Monaten am 2. Jänner 1859 dahin.

Die zwei Decennien, in welchen Haslberger's physikalische Thätigkeit fällt, beuteten die grossen Entdeckungen der zwei vorausgegangenen nachhaltig aus, vervollkommneten unablässig die Instrumente und Methoden und brachten manche neue wichtige Bereicherung des physkalischen Wissens.

In der Optik namentlich ward die Daguerrotypie entdeckt, der Stereoskopie, der Fluorescenz, ... die Aufmerksamkeit der Physik zugewendet.

In der Elektricität wurden Winter's Verbesserungen an der Reibungs-Elektrisier-Maschine mit grossem Beifalle aufgenommen; für den galvanischen Strom eine Reihe constanter Ketten gefunden, dieser selbst in mancherlei Abänderung zur Telegraphie und als bewegende Kraft verwendet; die Inductions-Electricität fand ihre höchste Verwerthung im Rhumkorff's Apparat.

Die schon vordem bekannten Mechaniker Eckling und Plössl in Wien bewährten ihren Ruf immer mehr; ersterer construierte vortreffliche Luftpumpen, letzterer hatte sein Mikroskop wieder verbessert; andere strebsame Mechaniker waren dazu gekommen: Hauck, Kapeller, Kusche, Lenoir, Schuhart in Wien, Albert in Frankfurt, Batka in Prag, ...

Während seines Aufenthaltes in Augsburg befreundete sich Haslberger mit Herrn Professor Reinisch der eben damals die Werkstätte des k. Polytechnicums in Augsburg, später die Werkstätte der Gewerbeschule in Zweibrücken leitete, und vorzügliche Apparate für Schulversuche lieferte.

Haslberger hat es auch bewirkt, dass der hochwürdige Stiftsabt Thomas Mittendorfer von 1842 an eine wenn auch kleine doch verlässliche jährliche Summe von 150 fl. zu neuen Anschaffungen für das physikalische Cabinet bestimmte, was durchaus nicht hinderte, dass derselbe bei kostspieligeren Apparaten jederzeit noch einen besonderen Beitrag gab. Nach den Jahresrechnungen, die Haslberger vorlegte, betrug die Summe, die er in 19 Jahren für das physikalische Cabinet und die Versuche verausgabte, 3483 fl. 10 kr. oder jährlich 183 fl. 20 kr. was beiläufig alle drei Jahre einen ausserordentlichen Zuschusse von 100 fl. entspricht.

Alle diese günstigen Umstände benützte denn Haslberger auch auf's emsigste, und erzielte so wieder namhafte Bereicherungen des physikalischen Cabinetes.

(aus der Geschichte der Sternwarte von Haslbergers Nachfolger P. Sigmund Fellöcker)

Die Benediktiner, die 1835 nach Augsburg gingen sind in der Zeitschrift Der Wanderer angeführt:

Namensverzeichniß jener Benedictinerpriester, welche sich aus den kaiserlich-österreichischen Staaten, in die von Sr. Majestät dem König Ludwig von Bayern neugestiftete Benediktinerabtey zum heiligen Stephan in Augsburg, als erste Mitglieder begeben haben. (Aus dem Oesterreichischen Bürgerblatte.)
1) P. Robert della Torre, bisher Novizenmeister und Rector Clericorum im Schottenstifte zu Wien.
2) P. Hieronymus Hofbauer, aus dem Schottenstifte in Wien.
3) P. Benedict Richter, Dr. der Philosophie, bisher Professor der Religions-Wissenschaft und Erziehungskunde, dann Director der philosphischen Lehranstalt zu Brünn, aus dem Stifte Raygern in Mähren.
4) P. Gregor Wittmann, bisher Hof- und Gastmeister im Stifte Altenburg in Oesterreich.
5) P. Isidor Hauck, aus dem Stifte Göttweig in Oesterreich.
6) P. R. Heinneis, aus dem Stifte Göttweig in Oesterreich.
7) P. A. Neckham, bisheriger Professor der Humanitätsclassen im Stifte Seitenstetten in Oesterreich.
8) P. Maximil. Lasser, bisher Professor der Humaniora im Stifte Seitenstetten in Oesterreich.
9) P. Paul Rath, bisher Professor der Grammatik, Zeichnungslehrer und Präfect des Convicts im Stifte Seitenstetten in Oesterreich.
10) P. Udalrich Hartenschneider, bisher Professor der Geschichte und Naturgeschichtte im Stifte Kremsmünster in Oesterreich.
11) P. Heinrich Schuhmacher, bisher Professor der Humaniora im Stifte St. Peter in Salzburg.
12) P. Theodor Stabel, Dr. Theol. aus dem Stifte St. Peter in Salzburg.
13) P. Dionisius Priglhuber, aus dem Stifte Michaelbeuern in Oesterreich.
14) P. Vinzenz Hanf, aus dem Stifte St. Lambrecht in Oesterreich.
15) P. Carlm. Flor, bisher Gymnasial-Professor im Stifte St. Paul zu Klagenfurt.
16) P. Alphons Belleroche, aus dem Stifte Marienberg in Oesterreich.
17) P. J. Gruber, Vicedirector des Convictes im Stifte Mölk in Oesterreich.
18) P. Beda Dadletz, Prediger an der Stiftskirche am nähmlichen Convicte.
19) P. Gregor Haslberger, aus dem Stifte Kremsmünster in Oesterreich.
20) P. Martin Jboneck, aus dem Stifte Emaus zu Prag in Böhmen.


Literatur:

ANONYMUS 1836: Namensverzeichniß ..., in: Der Wanderer Nr. 4 vom Montag, 4. Jänner 1836, o. Seiten [2] Jurende's Vaterländischer Pilger. Geschäfts- und Unterhaltungsbuch für alle Provinzen des österreichischen Kaisterstaates 1837, 24. Jg., Brünn, S. 427 FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Die Geschichte der Sternwarte Kremsmünster, Linz


Zurück zur Hauptseite
(c) P. Amand Kraml, 98-07-06
Letzte Änderung: 2021-09-16