aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Mai 2001
Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten in der Kaplaneikirche Kirchberg wurde ein römischer
Grabstein an der N-Seite der Kirche im Traufenpflaster aufgefunden.
Es handelt sich um den siebten Römerstein im Bereich von Kremsmünster. In der Sternwarte
wird schon seit langem eine Grabinschrift und ein Grablöwe gezeigt. Seit 1977 sind auch zwei
Spolien aus dem alten Schankhof (dzt. Konviktshof genannt) ausgestellt: das Bruchstück einer
Relief-Platte mit dem Inschriftfragment APO und eine Grabstele für ein Ehepaar. Diese beiden
Römersteine wurden 1973 neben der nördlichen Stiftskirchenmauer freigelegt. Zwei weitere
Spolien sind in situ im S-Turm (in der Michaelskapelle zu sehen): eine Grabädikula mit
Dienerinrelief und ein Reiterrelief. Mit Ausnahme der Grabinschrift, deren Material als "Forellenmarmor"
bezeichnet wird, sind alle Römersteine aus mehr oder weniger feinem Konglomerat gearbeitet,
könnten also in unserer nächsten Umgebung angefertigt worden sein.
Der neue Römerstein stellt einen Mann (ohne Bart) und eine Frau (Haartracht noch zu klären)
dar und ist mit etwa 920 n. Chr. zu datieren.
Der römische Grabstein von Kirchberg ist seit 27. April 2001 in der Antiken-Sammlung
(Anthropologisches Kabinett im 5. Stock der Sternwarte) aufgestellt, eine Kopie davon ist in
die dortige Friedhofsmauer eingefügt. In der Antiken-Sammlung sind jetzt nach Vorarbeiten
von Dr. Verena Gassner und Dr. Sonja Jilek (Institut für Klassische Archäologie der
Universität Wien) die Objekte aus der Römerzeit neben einigen Bildtafeln und Karten
in vier neugestalteten Vitrinen zu sehen.
Die Sammlung ist (gemessen am Welser Stadtmuseum und dem Museum Lauriacum in Enns) weder vom
Umfang noch von der Qualität des Materials als prächtig zu bezeichnen. Sie gibt aber
einen Hinweis darauf, dass im Stift (auch im Zusammenhang mit dem Gymnasium) der Antike ein
besonderes Interesse galt, und dass die Geschichte der näheren Umgebung vom römischen
Weltreich wesentlich geprägt worden ist.
Das Konzept der Neuaufstellung sieht vor, dass die Römersteine von Kremsmünster vorgestellt
werden und in den Vitrinen das Material nach folgenden Gesichtspunkten präsentiert wird: