Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

September 2001



Chronoglobium von Ziebermayer
Chronoglobium von Math. Ziebermayer
Inv. Nr.: 17090951
Foto: P. Amand Kraml


Chronoglobium oder der vollkommene Astronom
von Math. Ziebermayer

Eine 15 Seiten starke Beschreibung des Chronoglobiums, erschienen 1848 in Graz, befindet sich in der Stiftsbibliothek Kremsmünster. Sie weist zu Beginn darauf hin, dass dieses Instrument von, im Jahre 1843 in Graz versammelten, deutschen Naturforschern "sehr beifällig anerkannt" wurde. Das heißt, das Objekt wurde 1843 oder kurz davor hergestellt. Weiters werden 18 Bildungseinrichtungen aufgelistet, die bereits im Besitz eines Chronoglobiums sind, unter ihnen wird "in Kremsmünster das Lyceum" erwähnt. Im Jahr 1847 wurde es zum Preis von 100 Gulden für das physikalische Kabinett der Sternwarte "von Ziebermayer in Graz" angekauft (vgl. FELLÖCKER, 310).
Die Verwendungsmöglichkeiten werden auf dem Titelblatt der Beschreibung folgendermaßen erläutert: "sinnreiche Anschauungen der wichtigsten aus der Bewegung der Erde und zum Theil des Mondes entspringenden astronomischen Erscheinungen und Verhältnisse der Himmelskörper, mit Rücksicht auf die geographische Lage der Oerter, deren Zeitunterschiede und Tageslänge, nebst der Entstehung der Jahreszeiten, des Rückgehens, und der Zeit der täglichen Passage der Gestirne an der Mittagslinie gegenüber der Culmination in demselben Augenblicke bei anderen Erdbewohnern u. dgl. m.".

Die wichtigsten Bestandteile sind: Ein gläserner, aus zwei Halbkugeln bestehender Himmelsglobus, "10'' [Zoll] im Durchmesser und 3''' [Linien] dick". Er ist mit allen Sternbildern versehen. In seinem Zentrum befindet sich ein "5zölliger Erdglobus". Dessen Schattengrenze ist als größter Kreis ausgeführt. Auf diesem ist ein Metallgitter befestigt, das den Sonnenstrahl symbolisiert. Weiters befinden sich in der Glaskugel ein "Stundenreif mit gelben römischen Ziffern für die Tages-, und mit schwarzen für die Nachtseite in der Ebene des Aequators". Dazu kommt ein dritter Ring, die Ekliptik; sie ist "gegen den letztern um 23° 27´ geneigt, in Monate und Tage eingetheilt, alles nett im Schimmer der reinsten Versilberung". Ein schiebbarer Mond ist noch vorhanden. Alles wird von einer kleinen, außerhalb der Glaskugel befindlichen Handkurbel in Gang gesetzt. Jedoch zur Zeit ist das Gerät nicht funktionsfähig.

Auf der gläsernen Himmelskugel sind die Sternbilder mit deutschen Namen versehen, wobei nur wenige Sterne eingezeichnet sind. Einige Sterne erscheinen als Goldpunkte.
Die ockergelbe Erdkugel hat einen Durchmesser von etwa 14,5 cm. Auf ihr sind Äquator und Ekliptik mit Gradteilung eingezeichnet, weiters Polar- und Wendekreise. Der Nullmeridian verläuft durch die Insel Ferro. Die Erdteile sind färbig umrandet.

Inschrift am Globus: Neuer / ERD-GLOBUS / nach den neuesten geographischen / Bestimmungen / Wien / bey / E. Mollo / Haupt Comißions Verschleiß / vs / M. Trentaensky. (westlich von Australien).
Der Erdglobus wurde im Verlag von Eduard Mollo (1797-1842), Sohn von Tranquillo Mollo, herausgegeben. Bereits 1825 wurden Eduard und sein Cousin Johann Mollo als stille Gesellschafter im Verlag "T.(ranquillo) Mollo" aufgenommen. Als sich Tranquillo Mollo Ende 1831 von den Geschäften zurückzog, vereinigten sich die Söhne Eduard und Florian (1802-1869) zur Firma "Tranquillo MOLLO's Söhne", die jedoch nur bis Ende 1833 bestand. Ab 1834 führte Eduard einen Verlag unter seinem eigenen Namen und arbeitete ab 1837 mit Mathias Trentsensky zusammen (vgl. DÖRFLINGER, 422).
HÖHE des gesamten Apparates: 32,5 cm.
GESTELL: Aus einem runden, deckelförmigen Behälter aus Bronze, der innen mit Papier beklebt ist, entspringen drei kurze, bronzene Stäbe, die den gläsernen Himmelsglobus tragen.


Quellen und Literatur:


ALLMAYER-BECK, Peter E. [Hrsg.] 1997: Modelle der Welt. Erd- und Himmelsgloben - Kulturerbe aus österreichischen Sammlungen, Wien (vgl. S. 96f., 178 u. 193)

DÖRFLINGER, Johannes 1988: Österreichische Karten des frühen 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien

FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

KRAML, P. Amand 2001: Die Globen der Sternwarte Kremsmünster, ADV-Bildarchiv, Kremsmünster (CD-ROM)

SCHÖNNINGER, F. 1875: Anleitung zum Gebrauche des mit beweglichen Horizonte versehenen und von einer Ringkugel (sphaera armillaris) umgebenen Erdglobus. Wien

SIHORSCH, P. Daniel 1997: Die Globensammlung der Sternwarte Kremsmünster, ADV-Berichte 36, Kremsmünster

ZIBERMAYER, Math. 1848: Chronoglobium oder der vollkommene Astronom, (...), Gratz


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(c) P. Daniel Sihorsch & P. Amand Kraml, 2001-09-03
Letzte Änderung: 2021-09-16