Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

August 2003


Castor fiber Stopfpräparat von Castor fiber im Diorama der "ausgestorbenen Säugetiere"
Inv. Nr. 860605/19
Foto: P. Amand Kraml


Belege vom Vorkommen des Bibers, Castor fiber


Seit der Zeit, da Dr. Herbert Schifter - damals Kustos der Vogelsammlung am Naturhistorischen Museum in Wien - die Neuaufstellung der zoologischen Sammlungen im Hohen Saal der Sternwarte für die Landesausstellung im Jubiläumsjahr des Stiftes 1977 plante, hat sich in der Fauna Oberösterreichs so manches verändert. Er schreibt nämlich in der Beschreibung des Zoologischen Kabinetts im Stiftsführer:

Besonderes Interesse verdienen die historischen Exemplare aus Oberösterreich, die größtenteils in dem als Diorama gestalteten Schauraum (35) neben der Fisch- bzw. der Kriechtiervitrine zu sehen sind. Ihr Vorkommen gehört längst der Vergangenheit an. (SCHIFTER, 282)
Heute 45 Jahre danach ist manchem der Besucher der Sternwarte fremd, dass man bei den Objekten dieses Dioramas mit der Nummer 35 von ausgestorbenen Säugetieren sprach, wo doch immer wieder in den Medien von Bären, Wölfen, Luchsen und auch Bibern die Rede ist. Von den Problemen, die Biber heute mancherorts bereiten, wird schon gar nicht mehr berichtet.
P. Franz Schwab vermeldet in seinem kleinen Zeitungsbeitrag im Jahr 1905, dass der letzte Biber in der Kremsmünsterer Gegend 1700 erlegt worden sei: Ein gegenwärtig noch seltsames Tier wurde 1700 in der Krems gefangen, nämlich ein Biber; 3 Gulden Jägerrecht (SCHWAB, 1)
Schifter übernimmt diese Angabe, die P. Franz wohl aus seinen Studien im Stiftsarchiv bezogen hatte: Auch der Biber (Castor fiber) ist schon frühzeitig aus der Umgebung des Stiftes verschwunden; zumindest 1700 wurde aber noch ein Biber in der Krems gefangen. Von wo das ausgestellte Exemplar des Bibers stammt, ist jedoch leider nicht bekannt. (SCHIFTER, 283) Das Zoologische Kabinett der Sternwarte besitzt zwei Stopfpräparate von Bibern. Der eine ist, systematisch entsprechend, in der Vitrine 29 bei den Rodentia (Nagetieren) ausgestellt. Der zweite befindet sich eben im Diorama 35. Als man dieses Diorama damals einrichtete, war kein "Biberbaum" zur Verfügung und man bearbeitete den Ast eines Baumes mit einem Schepseisen um auf die Lebensart des Bibers zu verweisen. Als ich die Tätigkeit von Bibern am Almsee beobachten konnte, wollte ich diese Attrappe dann durch einen echten Biberbaum mitsamt den abgebissenen Spänen ausstellen und besorgte 1994 einen solchen (Alnus glutinosa) vom Almsee.

Castor fiber
Vom Biber im Frühjahr 1994 am Almsee gefällte Schwarzerle, Alnus glutinosa, mit den dazugehörigen Spänen
Foto: P. Amand Kraml
Inzwischen konnte ausfindig gemacht werden, dass 1837 von P. Marian Koller ein ausgestopfter Biber um 10 fl. CM angekauft wurde. (vgl. FELLÖCKER, 315) Er wurde ihm von [Johann] Jakob Heckel (1790-1857), Inspektor der k. k. Naturalien-Kabinette in Wien, in einem Brief vom 14. April 1837 günstig angeboten. (vgl. Kollers Korrespondenz mit Heckel)


Quellen und Literatur:


FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

PLASS, J. 2003: Der Biber (Castor fiber LINNAEUS 1758) in Oberösterreich - historisch und aktuell, in: Denisia 9, zugleich Katalog der OÖ. Landesmuseen Neue Serie 2 (2003), Linz, 53-76

SCHIFTER, Herbert 1977: Zoologisches Kabinett/VII/4, in: 1200 Jahre Kremsmünster. Stiftsführer. Geschichte, Kunstsammlungen, Sternwarte, Linz, 266-283

F. S. [SCHWAB, Franz] 1905: Über Jagd und Jagdtiere in vergangenen Tagen, Linzer Volksblatt für Stadt und Land, 24. 9. 1905, 37. Jg. Nr. 219, Linz, 1

SVOJTKA, Matthias Svojtka, SALVINI-PLAWEN, Luitfried & MIKSCHI, Ernst 2012: Johann Jakob Heckel (1790 –1857), der Begründer der systematischen Ichthyologie in Österreich: Ein biographischer Überblick, in: Schriften Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse Bd. 148–150, Wien, 43 –74


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(c) P. Amand Kraml 2003-10-25
Letzte Änderung: 2021-09-16