Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

August 2004


Grabsteinplatte

 

Hier ruhet
Herr
August
Ritter v. Genczik

Dr. der Med. u. Chirurgie
aus Linz
der am 27. April 1864
Abends 5 Uhr, 54 Jahre alt
ruhig entschlief


Alte Inschriftplatte am Grab von Dr. August Ritter von Genczik, ausgestellt im Zoologischen Kabinett
Solnhoferplatte, graviert, 30 x 65 cm

Foto: P. Amand Kraml


Platte des Grabsteins von Dr. August Ritter von Genczik

Am 27. April 1864 starb im Stift Kremsmünster Dr. August Genczik als unser Gast. Dr. Genczik wurde am 29. April am Kremsmünsterer Ortsfriedhof bestattet. Gegen Ende der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts ließ man die Steintafel am Grabstein durch eine Stahlschnitttafel erneuern. die Solnhoferplatte kam in die Sammlungen und wurde an der Wand im Zoologischen Kabinett montiert.

Die Lebensdaten Gencziks können aus der Arbeit Angerers wie folgt zusammengefasst werden:
August v. Genczik wurde am 5. Okt. 1810 in Linz geboren, studierte in Wien Jura und trat 21 Jahre alt in den Staatsdienst, den er jedoch nach zwei Jahren quittierte. Reisen durch Montenegro und die europäische Türkei folgten. Nach seiner Rückkehr begann er das Studium der Medizin und wurde 1846 in Erlangen zum Doktor promoviert. Seine Reiselust führte ihn in diesen Jahren nach England, Frankreich, Italien, in die Türkei und nach Ostindien.
Um die Mitte der Vierzigerjahre kam Dr. Genczik als Gesellschafter und ärztlicher Ratgeber eines reichen Engländers zur Sommerfrische ins Langbathtal in Ebensee und beide nahmen im heute noch bestehenden "Kreh-Wirtshaus" Quartier. Nebenher leistete er damals Salinen- und Forstarbeitern unentgeltlich ärztliche Hilfe und wurde dadurch den Leuten der ganzen Umgebung als "Kreh-Bader" bekannt und lieb.
1849 begleitete er "seinen reichen kranken Engländer" nach Kairo. Er lernt die Landessprache und tritt als Chefarzt in ägyptische Dienste um Impfkampagnen durchzuführen. Diese brachten ihn auf dem Weißen Nil bis in den Sudan. Nach dreieinhalb Jahren kam er wieder in die Heimat zurück.
Im Sommer 1852 finden wir Dr. Genczik wieder beim "Kreh-Wirt". Bald aber zog es ihn wieder nach Ägypten, wo er 1856 die Stelle eines Kanzlers beim österreichischen Konsulat in Chartum anstrebt. Sein Hauptinteresse galt aber der Großwildjagd und so ist nicht verwunderlich, dass "diese Privatinteressen ... bald in Konflikt mit den Anforderungen seiner amtlichen Stellung" (Angerer, 10) kamen. Seinen Aufenthalt in Ägypten widmete Genczik recht intensiv dem Sammeln von Naturalien und ethnographischen Objekten.

Diese Tätigkeit brachte Dr. August Genczik in engen Kontakt mit den zoologischen Sammlungen der Sternwarte.

1858 kommt Genczik wiederum in die Heimat zurück. Die folgenden Jahre besuchte er abwechselnd seine Lieblingsorte, Kogl bei Frankenmarkt und die "Kreh" bei den Langbath-Seen und kam häufig als gern gesehener Gast nach Kremsmünster. Als 1862 am Gymnasium der Professor für Naturgeschichte P. Gotthard Hofstädter krank wurde, ließ sich's Dr. Genczik nicht nehmen, ihm für den Unterricht die notwendigen Anschauungsmittel aus der Sternwarte in die Schule zu bringen.

Grab
Ein Wandersmann mit frohem, frischem Sinn
Zogst Du hinaus in deinen jungen Jahren
Wohl über Land und Meer, und geistigen Gewinn
Gab Dir die Mühsal, die Du oft erfahren.

Und hattest Du der Wüste glüh'nden Sand
Im Wissensdrang mit heiter'm Blick durchmessen,
Dann kamst Du heim in's liebe Vaterland,
Das Du auch in der Ferne nicht vergessen.

Des Zieles froh, das endlich Du erreicht,
Doch sieh', da ruft der Herr: "In's bessere Leben
Mach' auf zur Reise Dich!" und sanft und leicht
Ward Dir gegönnt, der Erde zu entschweben.







Grabstätte am Kremsmünsterer Ortsfriedhof (Reihe 13, Grab Nr. 463)
Gedicht am Grabstein von P. Amand Baumgarten.
Foto: P. Amand Kraml


Quellen und Literatur:


ANGERER, P. Leonhard 1910: Dr. Genczik, in: 60. Programm des kais. kön. Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster für das Schuljahr 1910, Linz, 3-28

FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

KRAML, P. Amand 1997: Die Sammlungen der Sternwarte Kremsmünster. Sieben Objekte als Spiegel der Sammlungsgeschichte zwischen Kuriositätenkammer und Museum eines Museums, Linz

KRAML, P. Amand 2008: 250 Jahre Sternwarte Kremsmünster, in: Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster 151. Jahresbericht, 33-83, Thalheim

SAUER, Walter 2014: Expeditionen ins afrikanische Österreich. Ein Reisekaleidoskop, Wien


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(c) P. Amand Kraml 2004-10-24
Letzte Änderung: 2021-09-16