aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
November 2006
In der
Modellsammlung der Sternwarte ist dieses Modell eines dreigeschoßigen Hauses erhalten. Es ist
von Joh. Blasius Frank signiert. Frank war Lehrer an der Ritterakademie. Aus Molls Reisebeschreibung wissen
wir, dass er dort die Ingenieur-Wissenschaften, Rechen- Feldmeß- bürgerliche und Kriegsbaukunst theoretisch
und praktisch, täglich von 10 bis 11 Uhr früh mit Excursionen und privatissime Zeichenkunst
unterrichtete (Moll, 304)
Moll beschreibt seinen Lehrer an anderer Stelle seines Reiseberichtes noch ein wenig ausführlicher:
Noch muß ich hier über den vortreflichen Hrn. Ingenieur Frank eine Bemerkung machen. Er ist ein geborner
Franke, von etwas kleiner Statur, und einer Gesichtsbildung, die gleich beym ersten Anblicke seinen
feurigen Charakter verräth. Zu bewundern ist die Betriebsamkeit, die dieser Mann bey seinem ziemlich hohen
Alter noch hat. Er verbindet tiefe Kenntnisse aus allen Theilen der Ingenieurwissenschaft, sonderlich im
praktischen, mit eben so ausgebreiteten in der Ökonomie, Chemie, Naturgeschichte, sonderlich der Botanik,
und Mineralogie. Mit lebhaftem Eifer sucht er seine Schüler zu nützlichen Bürgern zu bilden, und macht mit
ihnen ausser seinem Amte noch sehr nützliche ökonomische und naturhistorische Spatziergänge. Nur spricht er
zuweilen sehr viel von hermetischer Philosophie - begeisterten Braminen - heiliger Magie, und kömmt in seinen
ganzen Enthusiasmus, wenn er auf Theophraste - Bernharde von Treviso - Sendyvoge - und ähnliche Schwärmer
geleitet wird. (Moll, 305)
Die Aufteilung der Räume im Haus ist folgende:
Erdgeschoss: Vorhaus, Vorzimmer, gemeines Tafelzimmer, Hausknechtkämmerl, Holzkammer, Speiskammer, Küche,
Gesind und Kinds-Zimmer, Alcove [=Alkoven/Schlafgelegenheit, Niesche durch Vorhang abgetrennt, vgl. Aufriss],
Abtritte, Stiegenhaus
Erstes Stockwerk: Vorhaus, Vorzimmer, Hausherrn-Zimmer, gemeines Gastzimmer, Hausfrau-Zimmer,
Alcove, Abtritte,
Stiegenhaus
Zweites Stockwerk: Vorhaus, Vorzimmer, Ein großes Tafelzimmer, Gastzimmer, Alcove, Abtritte,
Stiegenhaus.
Der Dachboden ist weiters nicht ausgeführt. Für den auf das Dach aufgesetzten Rauchfang ist im Modell des Hauses kein
Platz vorgesehen. Im Grund- und Aufriss sind aber Karmin und Öfen eingezeichnet. Auch das Kellergeschoß mit Holzgwolb,
Vorkeller und recht geräumigem Weinkeller findet sich auf den Plänen.
Neben dem Papiermodell sind auch zwei Plandoppelblätter erhalten. Die Überschrift des Aufrisses sagt uns:
Auffsatz eines bürgerlichen Hauses auf einem Platz von 10°+2', und 8°+1' breit, aufgesezt von Ingenieur Francken,
nebst einem aus Papier hierzu gemachten Modell.
Einmal über Frank als Botaniker zu berichten steht noch aus.
Frank, Blasius, 2 Plandoppelblätter zum Papiermodell gehörig, Archiv der Direktion der Sternwarte, Plansammlung
FELLÖCKER, P. Sigmund, Die Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz 1864
MOLL, Karl Ehrenbert von 1783: Briefe an den Herrn Professor Heinrich Sander in Karlsruhe über eine
Reise von Kremsmünster nach Moßheim im Salzburgischen. Im Herbste 1780, Erste Abteilung. Reise bis
Salzburg, in: Bernoulli, Johann, Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur Erweiterung der
Länder- und Menschenkenntnis dienender Nachrichten, Jg. 1783, 11. Bd. Berlin, 283-358