aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Dezember 2007
Das Bild P. Erenbert Richters hängt im Mineralogischen Kabinett. Es ist in den Jahren während Richters Tätigkeit als Pfarrer in Viechtwang gemalt worden. Das verrät uns die Aufschrift des Buches in seiner Hand: E. R. P. V. (Erenbertus Richter Parochus Viechtwangensis), 1817. Später kam das Bild in die Sternwarte, denn P. Erenbert war einer der vielen an Naturwissenschaften Interessierten unseres Klosters. Wie vielseitig seine Interessen waren, zeigt besonders schön die Schilderung, die P. Sigmund Fellöcker in seiner Geschichte der Sternwarte bietet:
P. Erenbert Richter
ward am 8. Juli 1754 in Linz geboren, absolvirte Gymnasium und Lyceum in seiner Vaterstadt und trat
dann in die Gesellschaft Jesu [ein]. Als er anderthalb Jahre im Noviziate darin zugebracht hatte, wurde zu
seinem Leidwesen [1773] der Orden aufgehoben, und Richter trat nun in Kremsmünster in den Benedictiner-Orden,
legte hier am 8. Juni 1778 seine Profess ab und ward im folgenden Jahre zum Priester geweiht.
Durch beiläufig 15 Jahre (von 1779 bis 1794) war er an der Stiftspfarrkirche eifriger Seelsorger
(apostolicis indefessus laboribus) und beliebter Prediger (orator disertissimus), widmete aber alle
seine freien Stunden naturhistorischen und physikalischen Studien. Schon 1782 erzählt
Ritter von Moll:
'Die Aufsicht über die Naturalien - Sammlungen des Herrn Prälaten (in der sogenannten Sommerabtei) hat
Erenbert Richter, ein noch junger Benedictiner an der Abtei, der aber viel naturhistorisches Genie
hat.' Im Jahre 1784 (wo die Rutershausen'sche
Sammlung ohne Zweifel schon in unsern Händen war,
vielleicht durch diese mit veranlasst) eröffnete Abt Erenbert
Meyer an der Akademie auch eine eigene
Lehrkanzel der Mineralogie und bestellte den Stifts-Caplan P. Erenbert Richter als gleichzeitigen
ausserordentlichen Professor dieses Faches; am 15. Juli des genannten Jahres hielt er die erste
Vorlesung; jedem Studirenden stand der Zutritt frei [...]; er
führte sie fort bis zum Jahre 1791.
Am 9. Februar 1788 liess ein reisender Italiener zum ersten Male für Kremsmünster einen Luftballon
(nach Montgolfier's Princip), jedoch nur mit theilweise günstigem Erfolge steigen. Alsbald machte sich
auch P. Erenbert Richter an derlei Versuche, die aber gleichfalls anfangs theilweise misslangen; der
erste gelungene Versuch geschah am 19. März 1788 im Conventgarten ; der Ballon erhob sich ganz gerade
höher als die Sternwarte, nahm dann die Richtung gegen Westen und senkte sich allmälig wieder im
sogenannten Prälatenhof; [...]
Eine andere grosse Liebhaberei P. Erenbert Richters waren die elektrischen Experimente. Im Sommer 1792
war einem reisenden Physiker, Perschiz, eine grosse Elektrisirmaschine mit vielen Nebenapparaten
abgekauft und in einem Zimmer der Sternwarte aufgestellt worden. Im Einverständnisse mit dem
Physik-Professor P. Benno Waller liess aber P. Erenbert noch im
Herbste desselben Jahres die Maschine
sammt allem Zugehör zur grösseren Bequemlichkeit in ein Zimmer des Conventes [...]
übertragen, und
experimentirte nun da mit einer Fertigkeit. [...] Die Maschine war
noch eine Cylindermaschine; später (zu Anfang dieses Jahrhunderts, etwa 1803) wurde eine grosse
elektrische Scheibenmaschine für unser physikalisches Cabinet in Wels verfertigt - nach der Angabe
unsers P. Erenbert Richter. [...]
Um 1795 kam P. Erenbert Richter als Cooperator zur Seelsorge nach Steinhaus, dann nach Weisskirchen,
verschaffte aber manchem Kranken durch Anwendung des Galvanismus auch leibliche Hilfe, sich selbst
als elektrischem Heilkünstler einen weiten Ruf. 1803 kam er als Pfarrer nach Eberstallzell
[Eberstalzell], 1804 nach
Adelwang [Adlwang]; so eifrig er an dieser Wallfahrtskirche bemüht war, die Verehrung der Mutter des Herrn zu
fördern, so fleissig kam er auch von dort noch öfter nach Kremsmünster, um mit P. Benno Waller
Electrica zu treiben. 1814 wurde er nach Viechtwang versetzt, 1819 endlich nach Buchkirchen, wo er
am 20. März 1825 nach einem eben so thätigen als frommen Leben im 71. Jahre seines Alters starb. ...
(Fellöcker, 139-140)
RICHTER, P. Erenbert, Katalog der Mineraliensammlung, Kremsmünster, Archiv des Kustodiats der
Sternwarte
FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der
Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz