Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Juli 2008


Halbkreisgerät
Halbkreisgerät
Messing vergoldet, 45,5 x 14 cm, Gesamthöhe: 26 cm, Halbkreisradius: 11,2 cm
Inv. Nr.: Fell. Geom. 26, Inv. Nr.: 19022501
Foto: P. Amand Kraml



Halbkreisgerät von Mathias Jacob Presl

Gravur
Gravur: Mathias Jacob Presl Fecit
Foto: P. Amand Kraml
Dieses Winkelmessgerät hat einen fixen, mit dem Halbkreis verbundenen und einen beweglichen Schenkel. Beide Schenkelenden tragen je eine Lochabsehe. Diese sind zum Transport umzuklappen. Die Absehe im Zentrum des Kreises kann auf eine der beiden Lochabsehen an den Schenkelenden gedreht werden. Zum Transport ist sie leicht abschraubbar. Mit einem Schlüssel kann der bewegliche Schenkel über ein Zahnrad, das in die Zähne des Halbkreises greift, gestellt werden. Eine volle Umdrehung des Schlüssels ergibt eine Änderung um 10°. Daneben befindet sich eine zusätzliche Skala, über die ein Zeiger mit Hilfe eines weiteren Zahnrades gedreht wird. Ein kardanisch montierter Kompass ermöglicht das Einnorden des Gerätes.
Die Sternwarte besitzt von Mathias Jacob Presl auch noch eine Art Theodolit, der sicher ebenfalls einmal als Objekt des Monats vorgestellt werden wird.
Nach E. Zinner ist Mathias Jacob Presl mit dem Mathias Pressl, kays. Perg Schaffer zu Aussee, von dem das Kunsthistorische Museum Wien eine messingene Ringsonnenuhr besitzt, gleichzusetzen (Zinner, 473). Dass H. Bertele-Grenadenberg in der Österreichischen Kunsttopographie darüber schreibt, unser Instrument sei mit M. J. Presl, Aussee signiert (Bertele-Grenadenberg, 246) zeigt nur, wie wenig man die Geräte bei der Erstellung dieser Kunsttopographie wirklich angeschaut hat. Auch die Art der Abbildung (Abb. 554) zeigt, dass die Aufnahme wohl nicht gerade unter kompetenter Anleitung gemacht wurde. Zinner datiert das Gerät um 1710, nennt M. J. Presl aber gleichzeitig Bergschaffer zu Aussee im 17. Jahrhundert. Leider haben wir keine näheren Angaben zur Anschaffung dieses Gerätes. Ein Vergleich mit der Gravur an der Ringsonnenuhr im Kunsthistorischen Museum Wien steht noch aus.


Quellen und Literatur:


BERTELE-GRENADENBERG, Hans 1977: Wissenschaftliche Instrumente, in: Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes Kremsmünster, II. Teil, Die Stiftlichen Sammlungen und die Bibliothek, Österreichische Kunsttopographie, Bd. XLIII, Wien, 242-265

ZINNER, Ernst, Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11. - 18. Jahrhunderts, 2. Aufl. München 1972

FELLÖCKER, P. Sigmund, Physikalisches Cabinett, Catalog, [MS] Kremsmünster 1871



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(c) P. Amand Kraml 2008-07-25
Letzte Änderung: 2021-09-16