aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Dezember 2008
Ölgemälde von Adolf Obermüllner, Das Kremstal mit Kremsmünster
Größe: 90 x 140 cm Detailfoto: P. Amand Kraml |
Im Zusammenhang mit einer Publikation über botanisches Sammeln in Kremsmünster kam das Ölgemälde von Adolf Obermüllner "Das Kremstal mit Kremsmünster" wieder einmal in unser Blickfeld. Das Bild stellt eine Gruppe von Schülern des Kremsmünsterer Stiftsgymnasiums mit ihren Lehrern auf einem Spaziergang dar, auf dem offensichtlich die vorgefundenen Pflanzen besprochen werden. Die Beschreibung des Bildes von P. Konstantin Werner ist für seine Zeit derart stilistisch ausgefeilt, dass wir es nicht versäumen möchten, diese hier preiszugeben:
In der herrlichen Umrahmung des weißgefirnten Hochgebirges mit dem bläulichen Hintergrund der Vorberge
liegt das grüne Tal mit dem Silberbande der Krems vor uns, das wir vom zierlichen Renaissance-Schloss
Kremsegg bis zum gemütlichen Barockturm von Kirchberg, vom dunklen Schwarzholz bis zur malerischen
Papiermühle überblicken, während der Mittelgrund vom freundlichen Markte und den stattlichen Fronten
und Kuppeln des alten Klostergebäudes eingenommen wird. Reges Leben kommt in die friedliche Landschaft
des Vordergrundes durch eine Schar munterer junger Studenten, die eben mit ihrem Präfekten, einem
würdigen Stiftsherrn mit dem feierlichen Zylinder auf dem Kopf, auf die Waldlichtung des Achleitnerweges
hinausgetreten und unter blühenden Obstbäumen sich des holden Frühlingstages erfreuen. Ein jüngerer
Pater mit breitrandigem Hut ist Botaniker, denn eine Anzahl sehr fein ausgewählter Blumen hängen aus
seinem Buche heraus. Links die Staffagefigur einer Bäuerin in der Landestracht mit dem Kopftuch führt
einen Knaben an der Hand, der verwundert die Studenten betrachtet. Überaus liebevoll und fein sind sechs
Obstbäume im Vordergrund ausgeführt mit zartem Laubwerk und rosigen Blüten, die sich von dem Dunkel
des Nadelwaldes im Schwarzholz prachtvoll abheben. Der blaue Himmel zeigt rechts Gewölk, das sich
bei der Spitze des Traunsteines zusammenzieht und die bekannte Wetterhaube bildet.
Dieses herrliche Heimatbild wurde dem Abt Cölestin Ganglbauer von seinen Kapitularen gewidmet,
als er 1881 auf den erzbischöflichen Stuhl nach Wien berufen wurde.
Zur Person des Künstlers schreibt P. Konstantin Werner:
Adolf Obermüllner, geb. zu Wels 3. Sept. 1833,
gest. zu Wien 29. Okt. 1898 (In Wien wohnhaft im VII. Bezirk, Neubaugasse 36) ist ein bedeutender
Landschaftsmaler von trefflicher Komposition und glücklicher
Farbgebung. Er pflegte besonders das Alpenbild, Gletscheraussichten und Gebirgsschluchten im Sinne von
Richard und Albert Zimmermann. (In der Linzer Landesgalerie "Im Pinzgau").
Die Umstände, wie das Bild entstand, beschreibt Werner ebenfalls:
Obermüllner fuhr mit dem Wagen jeden Tag zur Stelle, wo das Bild aufgenommen wurde. Das fertige Bild kam am
Allerheiligentag 1881 hier an; am nächsten Tag kam der Maler und verlangte statt den ausgemachten 900fl.
nicht weniger als 3000 fl., ging aber doch schließlich auf 1600 fl. herab.
Ende November 1881 wurde es dem Fürsterzbischof überreicht; nach mündlichem Berichte habe er selbst dem
Künstler noch 600 fl. daraufgezahlt.
Eine kleinere Kopie (Nr. 94, 44 x 72 cm) wurde von P. Subprior Lukas Assman beim Künstler selbst bestellt,
Preis 165 fl.
Das kleinere Bild wird zur Zeit in der Bildergalerie des Stiftes im Bidermeier-Raum gezeigt. Das große Original bekam, nachdem es nach dem Tod von Erzbischof Cölestin Ganglbauer wieder nach Kremsmünster zurückkehrte, P. Superior Veremund Hochreiter nach Mariazell mit, von wo er es nach Beendigung seiner Tätigkeit wieder zurückbringen ließ. Es wurde daraufhin im Konventgang des 2. Stockes an der Fensterseite aufgehängt.
WERNER, P. Konstantin, Die Gemäldegalerie des Stiftes Kremsmünster