Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Jänner 2011



Globus
Globus
Kugeldurchmesser: 170 cm
Eisen, Holz, Papier
Foto: P. Amand Kraml


Erdglobus von P. Alan Hubinger

P. Alan Hubinger stellte seinen mannsgroßen Globus in zweijähriger Arbeit in Kematen her. Nach einer Rechnung vom 17. März 1825 "wurde der 5 1/2 Schuh im Durchmesser grosse Erd-Globus in der Bildergalerie [der Sternwarte] aufgestellt, welcher zum Nahmensfest Sein. Hochw. und Gnaden, Herrn Prelaten Josef [Altwirth] von P. Alan Hubinger, derzeit Cooperator in Kematen, verehrt wurde, welche eine Arbeit von Ihm über 2 Jahre war". Die Kosten betrugen 150 Gulden. Für eine gewisse Zeit stand der Globus im Schloß Scharnstein. Nach den Beobachtungen von P. Amand Kraml befand er sich bis in die 70er Jahre auf dem Dachboden über der heutigen Gemäldegalerie des Stiftes, genauer über dem Renaissance-Zimmer. Danach landete er im Depot des Stiftsmeierhofes, wo er - zerlegt und verstaubt - bis Anfang 1992 verblieb. Für die Sonderausstellung 500 Jahre Entdeckung Amerikas: Alte Welt - Neue Welt im Meierhof des Stiftes wurde der Globus restauriert und war vom 8. Mai bis zum 26. Oktober 1992 dort zu sehen. Danach fand er seinen Platz im "Griechen-Saal" der Stiftsbibliothek.
Katalogtext:
25. ERDGLOBUS, Kematen 1824,
170 cm Druchmesser
KUGEL: Die aus Holz bestehende Hohlkugel ist am Äquator geteilt. Sie ist mit Papier beklebt. HORIZONTRING: Holz, rund; das aufgeklebte Papier zeigt eine Gradteilung, den Tierkreis und den Kalender, doch ist der Druck in schlechtem Zustand und vieles nicht mehr erkennbar. GESTELL: In ein schwarz lackiertes Holzgestell ist der Meridianring aus Eisen eingelassen, der die senkrecht stehende Achse der leicht drehbaren Kugel hält. Der Horizontring wird von vier Stützen getragen. INSCHRIFT: P. ALANUS HUBINGER / PROFESSUS CREMIFAN. / COOPERATOR IN KEMMA. / TEN. ANNO 1824. (260°-270°, 13°-20° S).
Globus
Globus von P. Alan Hubinger, Detail
Foto: P. Amand Kraml
BESCHREIBUNG: Der Nullmeridian verläuft durch die Insel Ferro. Die Ekliptik ist sehr stark ausgeführt, mit 1°-Abständen, dazu mit Symbolen und lateinischen Namen des Tierkreises. Alle 10° sind die Längen- und Breitenkreise eingezeichnet; ebenso sind Polar- und Wendekreise vorhanden. Die Staatsgrenzen sind verschieden färbig nachgezogen. Einige Länder sind koloriert; so stechen die Kontinente Amerika und Australien mit ihrer dunkelgrünen Farbe hervor. Die reiche Beschriftung mit zahlreichen Namen ist oft schwer leserlich. Als "sprechende" Signaturen kommen Kirchen, Berge und Bäume vor. Vier aufgeklebte Papierschiffe schmücken die Weltmeere.
P. Alan versah den Globus mit manchen Bemerkungen. Zum Beispiel steht bei Brasilien: Das Innere des Landes ist grostentheils unbekannt. Die Einwohner führen den allgemeinen Namen TAPUYAS. In Afrika, südlich des Äquators, heißt es zum KONIGR. FUNGENO: Hier holen sich die Portugiesen aus Baumrinden gemachte Zeuge. In Südafrika steht bei den CHAINUQUAS: Haben gute Viehzucht und nordwestlich davon bei den COBONAS: MENSCHENFRES/SER (siehe Abbildung rechts).


Quellen und Literatur:


FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

RESLHUBER, P. Augustin 1856: Die Sternwarte Kremsmünster, in: Der Oberösterreicher, 3. Jg., Linz

SIHORSCH, P. Daniel 1997: Die Globensammlung der Sternwarte Kremsmünster, ADV-Berichte 36, Kremsmünster



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(c) P. Amand Kraml 2010-10-31
Letzte Änderung: 2021-09-16