Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Dezember 2011


Modell des menschlichen Auges Modell des menschlichen Auges
Papiermaché, Gips, Holz, Glas, Pappe
Größe: 20 x 29 cm, Höhe 24 cm Inv. Nr.: 980711 30
Foto: P. Amand Kraml



Plastisch-anatomische Nachbildung des menschlichen Auges

Eine wichtige Methode der Pädagogik ist die Veranschaulichung. Sie ist eben so wichtig wie diese Wortschöpfung hässlich ist. Gerade in den Naturwissenschaften ist es unumgänglich, den Lernstoff möglichst anschaulich zu vermitteln. Sind die Objekte, die zur Anschauung gebracht werden sollen, schwer zugänglich, klein oder erst wirklich klar anzuschauen, wenn sie räumlich dargestellt werden, dann sind Modelle die beste Wahl der Mittel. Lehrmittelsammlungen enthalten daher fast immer auch Modelle. Ein solches Modell des menschlichen Auges findet sich auch in den Sammlungen der Sternwarte.
Es lässt sich - wie das bereits vorgestellte Augenmodell aus Elfenbein - ebenfalls zerlegen und besteht aus vier Teilen, die in der beigegebenen Broschüre genauestens beschrieben sind. Die einzelnen Teile sind mit aufgeklebten Nummernschildchen gekennzeichnet. In der Beschreibung sind die vier zerlegbaren Teile wie folgt angeführt:
I. Obere Wand der Augenhöhle; der Augapfel mit seinen zugehörigen Theilen - Paries superior orbitae; bulbus oculi ejusque annexa.
II. Aderhaut - Choroidea.
III. Die Krystall-Linse - Lens crystallina
IV. Sehnerv, Netzhaut und Glaskörper - Nervus opticus, retina et corpus vitreum.
Leider trägt das bedruckte Doppelblatt keinerlei Hinweis auf einen Autor oder ein Erscheinungsjahr.

Bei der Erstellung dieser Seite mussten wir noch Folgendes über die Herkunft dieses Modelles anführen:
Wir haben bis jetzt auch noch keine Angabe über die Herkunft dieses Modells. P. Anselm Pfeiffer führt unter den Zugängen der Sternwarte 1896 an: Dem zoologischen Museum spendete[n] ... Herr Dr. S. Ulbrich in Reichenberg eine aus Papiermache verfertigte anatomisch-plastische Nachbildung des menschlichen Cadavers mit zerlegbarem Gehirne und zerlegbaren Organen der Brust- und Bauchhöhle und eines Kopfdurchschnittes. (14-15) Eventuell gehört dieses Augenmodell ja zu den hier angeführten zerlegbaren Organen.

Legende Titel
Titel der vierseitigen Beschreibung
Foto: P. Amand Kraml
Bei der Durchsicht der Physik-Kartei im Februar 2013 konnte erhoben werden, dass dieses zerlegbare Modell des menschlichen Auges von P. Koloman Wagner 1880 für die Physikalischen Sammlungen des Gymnasiums von Dr. Houdek und Hervert in Prag um 35 fl. erworben wurde. Die Firma Dr. Houdek und Hervert geht zurück auf ein Geschäft, das Klemens Mirumil Neumann, Assistent von Ernst Mach, 1870 eröffnete. Als dieser 1873 starb, übernahmen im August 1874 Dr. František Houdek (1847-1917) und Josef Hervert (1846-1883) - beide ebenfalls Schüler von Ernst Mach - den Betrieb und erweiterten ihn zur Fabrik physikalischer Apparate und geometrischer Modelle. Die Firma bestand bis 1951 (TĚŠÍNSKÁ, 79).


Quellen und Literatur:


PFEIFFER, P. Anselm 1896: Naturalien-Sammlung, in: 46. Programm des kais. kön. Ober-Gymnasiums der Benedictiner zu Kremsmünster für das Schuljahr 1896, Linz

Kartei der Physikalischen Apparate, Archiv der Direktion der Sternwarte (erstellt von P. Richard Rankl)

KRAUS, Arnošt 1910: Čechische Revue, Bd. 3, 354

TĚŠÍNSKÁ, Emilie 2010: Ernst Mach, His Prague Physics Students and Their Careers. In: DUB, Petr a Jana MUSILOVÁ. Ernst Mach – Fyzika – Filosofie – Vzdělávání. 1. vyd. Brno, 75–117

WAGNER, P. Koloman 1880: Das physikalische Cabinet, in: 30. Programm des kais. kön. Ober-Gymnasiums der Benedictiner zu Kremsmünster für das Schuljahr 1880, Linz, 84-85



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(c) P. Amand Kraml 2012-02-07
Letzte Änderung: 2021-09-16