aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Juli 2012
Dieses Reisemikroskop von Plössl in Wien wurde 1850 von Abt Thomas
Mittendorfer aus dem Nachlass von P. Basil Schönberger
in die physikalischen Sammlungen der Sternwarte übergeben. So gibt die zum Teil beschädigte Aufschrift
an: Nro. 2, Abt Thomas dem physikalischen Cabinete des Stiftes Kremsmünster, 1850. Ein weiteres
solches Reisemikroskop kam laut Katalog des Physikalischen Kabinetts
von P. Sigmund Fellöcker 1856 zwei Jahre
nach dem Tod des Hobby-Entomologen P. Nonnos Altwirth
ebenfalls durch Abt Thomas in die Sternwarte. Im Katalog vermerkt Fellöcker bei beiden Mikroskopen
einen Preis von 50 fl.
Das könnte auch der Betrag gewesen sein, den Plössl zu jener Zeit für das Gerät verlangte,
als es in die physikalischen Sammlungen der Sternwarte gekommen war.
Das im Mineralogischen Kabinett ausgestellte Reisemikroskop von Schönberger ist bezeichnet als
Pater Sigmund Fellöckers Arbeitsmikroskop.
Für die Verwendung durch P. Sigmund Fellöcker haben wir noch
keinen ganz konkreten Nachweis, es ist aber recht wahrscheinlich, da sich ja beide eingehend
der Mineralogie gewidmet haben.
Bei unserem Gerät handelt es sich auf den ersten Blick um das von Plössl in seinem Neuesten
Verzeichnis 1834 unter Nr. 4 angeführte:
4. Kleineres zusammengesetztes Reise-Mikroskop mit einem auf den Deckel des Futterals aufzuschraubenden Fusse,
dessen Körper auf horizontalem beweglichen Arme stehet; mit einem durch Triebwerk gegen die Linsen
beweglichen Objecttische mit offener Federklammer; einem Ocluare und drei achromat. Objectivlinsen zum
Uebereinanderschrauben; einem beweglichen concaven Reflexionsspiegel für transparente Objecte, dessen
schwarze Rückseite nebst einer beweglichen Beleuchtungslinse zum Aufstecken, zur Beleuchtung opaker
Objecte dient. Einem flachen und concaven Glase für flüssige und trockene Objecte; einer Objectnadel
zum Aufstecken und einer messingenen Pincette; zwei Objectenschieber mit acht Probeobjecten. Die
drei verschiedenen Vergrößerungen sind: 25, 60 und 100 Mal linear, oder 625, 3600 und 10000 Mal der
Fläche. Alles in einem mit Sammet gefütterten Futteral von Maroquin. 40 fl. (Sp. 251)
Einen entscheidender Unterschied stellt allerdings der Trieb dar. Bei unserem Mikroskop wird nicht der Tisch sondern
der Tubus bewegt.
Die messingene Pinzette fehlt hier wohl. Wann Schönberger sein Mikroskop erworben hat, konnte noch nicht
nachgewiesen werden.
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