aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Juli 2013
Das wichtigste Instrument aber aus jener Zeit, ohne allen Zweifel auch durch P. Eugenius besorgt,
ist der Brander’sche Quadrant der noch gegenwärtig ziemlich wohlerhalten in unserer Verwahrung ist.
Das schreibt P. Sigmund Fellöcker in seiner Geschichte der Sternwarte (S. 12).
P. Eugen Dobler, war Benediktiner der Abtei Irsee und kam 1746 auf Vermittlung von
P. Anselm Desing als Lehrer der Mathematik und Physik sowie als Kustos der
Physikalischen Sammlungen nach Kremsmünster. Aus dem Nachruf Doblers wissen wir, dass er bei dem
berühmten mechanicus Georg Friedrich Brander zu Augsburg
eine Ausbildung zum Instrumentenbauer absolvierte:
cum ad mathesin aeque ac ad artem instrumenta mathematica conficiendi aequalem et a natura quasi inditam
dexteritatem proderet, a superioribus Augustam Vindelicorum ad D. Brander, tunc temporis maximi nominis
mechanicum mitteretur, qui artem illius suis institutionibus perpoliret, et manum in perficiendis ejusmodi
laboribus ad perfectionem dirigeret. Domum redux cum maximo dexterrimae diligentiae encomio, quam clarius
adhuc instrumenta exacte non minus quam pereleganter ab illo elaborata loquuntur (Lindner, Bd. 2, Beilage 1, S. 290)
Was man in etwa übersetzen kann in: Da er für Mathematik und in gleicher Weise
für die Kunst der Anfertigung mathematischer Geräte eine natürliche Veranlagung besaß,
wurde er von seinen Oberen nach Augsburg zu Herrn Brander gesandt, der damals einen
bedeutenden Namen als Mechaniker besaß.
Dieser sollte ihn mit Hilfe seiner Einrichtungen weiterbilden und seine Hände zur Anfertigung
solcher Arbeiten vervollkommnen. Er kehrte nach Hause zurück, ausgestattet mit größtem
Lob für seine Geschicklichkeit und seinen Fleiß.
Diese zeigten sich noch deutlicher an den von ihm genau und formschön angefertigten
Instrumenten.
Es ist also nicht verwunderlich, dass Dobler für die Sternwarte als erstes größeres Instrument,
diesen Quadranten bei Georg Friedrich Brander in Augsburg anfertigen ließ.
Fellöcker weiß auch zu berichten, dass der Quadrant 1757 mit einem vorzüglichen
Fadenmikrometer ... von Canivet à la Sphere in Paris versehen wurde. Dobler hat diese
Messeinrichtung von seiner Paris-Reise, die er nach dem Einsturz der Sternwarte
auf Kosten des Stiftes Kremsmünster 1755 - 1757 absolviert hatte, mitgebracht. Verwendet wurde der
Quadrant noch bis 1824 zum Messen der Sonnenhöhe (Fellöcker, 12).
Über die Verwendung des Brander'schen Quadranten durch
P. Plazidus Fixlmillner gibt ebenfalls Fellöcker
Auskunft:
Bis zum Jahre 1767 beobachtete Fixlmillner häufig mit dem Brander’schen Quadranten, den er schon
vorgefunden, woran er aber ein Fernrohr von 5 1/2 Fuss (aus Weissblech) und das „elegante“ Mikrometer von
dem Mechaniker Canivet à la Sphère in Paris (1757) hatte anbringen lassen; das Instrument kommt in den
Registern vor unter dem Namen Quadrant, azimuthalis Augustanus, auch Augustanus oder azimuthalis allein,
auch unter dem Namen quadrans mobilis 3 pedum; das Mikrometer unter dem Namen micrometrum Parisinum.
Zu dem vierschuhigen messingenen Fernrohr, das ursprünglich beim Brander’schen Quadranten war, aber kein
Fadenmikrometer hatte, liess Fixlmillner ein solches durch Johannes Illinger machen,
Reg. I. 281.
Es waren noch andere Fernrohre, fünfschuhig, sechsschuhig, vorhanden, die auf den Brander’schen Quadranten
passten und zu verschiedenen Zeiten benutzt wurden. (Fellöcker, 60)
Verwendet wurde dann der
Quadrant noch bis 1824 zum Messen der Sonnenhöhe (Fellöcker, 12).
BRACHNER, Alto et al. 1983: G. F. Brander 1713 - 1783. Wissenschaftliche Instrumente aus seiner Werkstatt, München
FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der
Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz
FIXLMILLNER, Plazidus 1771: Register, Bd. I, MS, Archiv der Sternwarte-Direktion
FIXLMILLNER, Plazidus 1781: Register, Bd. II, MS, Archiv der Sternwarte-Direktion
FIXLMILLNER, Plazidus 1791: Register, Bd. III, MS, Archiv der Sternwarte-Direktion
LINDNER, August 1880: Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des
Benediktiner-Ordens im heutigen Königreich Bayern vom Jahre 1750 — zur Gegenwart. 2 Bände. Regensburg.
SCHWAB, P. Franz 1906ff.: P. Eugenius Dobler O.S.B. aus Irrsee, 1713-1796, MS im Archiv der Sternwarte
(Großteils veröffentlicht: P. Eugenius Dobler OSB und Kremsmünster von P. Ansgar Rabenalt, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, St. Ottilien (93) 1982, 959-1009