Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

September 2015



Meridianhaus
12 Kirschholzplättchen mit je 6 mikroskopischen Objekten,
links drei Plättchen mit Durchlichtobjekten, rechts drei mit Auflichtobjekten.
Größe der einzelnen Holzplättchen: 15 x 4,5 x 0,5 cm, Inv. Nr.: 11120901
Foto: P. Amand Kraml


Mikroskopische Präparate von P. Benno Waller


In einer Schachtel mit der Inventar-Nummer Optik 123 von P. Sigmund Fellöcker finden sich im Physikalischen Kabinett neben anderen alten Mikropräparaten die hier vorzustellenden Objekte. Es scheint allerdings, dass diese Mikropräparate erst später in diese Schachtel gekommen sind. In der Aufzählung Fellöckers "D. Unsere Sammlung mikroskopischer Objecte" (FELLÖCKER, Instrumente, 59-64) werden sie nämlich nicht angeführt.
Die Sammlung der mikroskopischen Präparate von P. Benno Waller ist auf sechs Holzplättchen montiert, die jeweils in zwei Reihen sechs Objekte halten. Davon sind auf drei Holzplättchen Auflicht- und auf drei Durchlichtpräparate. Die Auflichtpräparate sind in Wachs eingedrückt, die Durchlichtpräparate zwischen zwei rund geschnittenen Glimmerplättchen eingepresst. Den Präparaten ist ein Zettel beigefügt, der die 36 Objekte auflistet. Ganz oben trägt dieser Zettel von anderer Hand den Vermerk: "Von P. Benno Wallner". Die Rückseite trägt eine Vergrößerungstabelle, geschrieben von P. Benno:
Vergrösserung des Durchmessers.
N I vergrössert...20mal
II .......................21 ...
III ......................25...
IIII .....................45...
Welches Mikroskop P. Benno fürs Betrachten dieser Präparate verwendet hat, wissen wir nicht sicher. Es könnte eines der seinerzeit vorhandenen Kastenmikroskope (vgl. Objekt März 2009) gewesen sein. Durch die Anordnung der Präparate in zwei Reihen ist die Verwendung nicht mit jedem Mikroskop der damaligen Zeit möglich. Die Vergrößerungstabelle könnte auch eine Hilfe sein, das damals verwendete Mikroskop zu identifizieren. Die Nummern I - IIII beziehen sich dabei wohl - wie damals üblich - auf unterschiedliche Objektive.

1 Goldstufen 19 Baumwolle
2 Goldsand 20 Ein wollender Faden
3 Platina oder weisses Gold 21 Bart einer Schreibfeder
4 Silberstufen 22 Menschenhaar
5 Kupferstufen 23 Leinwand
6 Kupfersand 24 Taffent
7 Sammtkupfer 25 Flügel und Fuß von einer Fliege
8 Quecksilberstufen 26 Floh
9 Spießglanz 27 Verschiedene Theile von Insekten
10 Avanturinostein 1) 28 Fuß einer Kreuzspinne
11 Asbest 29 Menschenlaus
12 Schörl 30 Fuß eines Käfers
13 Verschiedene Schnecken 31 Ein Stück Satin
14 Koralle, und Neptunsmanschetten 32 Staub von Schmetterlingsflügeln
15 Flußsand 33 Ein Moos
16 Abgefallenes Stück vom Feuerschlagen 34 Ein gedrucktes Wort
17 Verschiedene Teile von Insekten 35 Halbblümchen von einem Habichtskraut
18 Eine Fliege 36 Blattstiel einer Brennessel

1) Avanturino. Avanturinstein;
Was man durch Kunst gemachten Avanturinstein zu nennen pfleget, ist eine ganz artige Komposition, deren Entdekkung man einem bloßen Zufall zu verdanken hat. Ein Glasmacher ließ unversehens etwas gefeiltes Messing in einen Hafen fallen, der mit fließendem Glas im Ofen stand. Als die Glasmasse kalt geworden, fand er darinn gewisse glänzende, dem Gold ähnliche Flittern, welche der Masse das reitzendste Ansehen gaben, und, wie eine Art künstlicher Topasen spielten. Durch diesen Vorfall wurde zugleich der Name des Avanturinsteines vest gesetzet, wodurch man einen unvermuthet, oder von ohngefähr, (par avanture) entstandenen Stein andeuten wollen.
(MARTINI, 608)


Quellen und Literatur:


FELLÖCKER, P. Sigmund o. J.: Physikal. Cabinet. Instrumente und Experimente MS, Archiv der Sternwarte

FELLÖCKER, P. Sigmund 1871: Physikalisches Cabinet. Catalog 1871, MS im Archiv der Sternwartedirektion

MARTINI, Friedrich Heinrich Wilhelm 1778: Allgemeine Geschichte der Natur in alphabetischer Ordnung mit vielen Kupfern, Vierter Theil, Berlin und Stettin



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(c) P. Amand Kraml 2015-10-07
Letzte Änderung: 2021-09-16