aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
März 2017
Bei der Präsentation dieses Objektes haben wir uns entschlossen, den Text der Radiosendung hier wiederzugeben. Die Fragen und Bemerkungen des Berichterstatters Rudolf Pochler sind zum leichteren Verständnis farblich abgesetzt.
Österreichischer Rundfunk, zweites Programm:
Radio Linz berichtet aus dem neu errichteten astronomischen Museum in der Sternwarte des
Stiftes Kremsmünster.
Ja sehr gerne will ich eine kleine Führung jetzt machen
durch dieses Museum, das wir anlässlich des 200jährigen Jubiläums der Sternwarte
neu eröffnet haben. Es sind hier Geräte untergebracht – astronomische
hauptsächlich, auch geodätische – die in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten,
Jahrhunderten muss ich jetzt fast schon sagen - in einem anderen Raum oder mehreren
Räumen verstreut gewesen sind. Es hat sich nun als wirklich notwendig erwiesen,
diese Geräte zu sammeln und in einem einzigen Raum unterzubringen.
Ich glaube das Beste ist es, wenn wir gleich hier links anfangen bei den Sonnenuhren und
uns hier einige dieser schönen Instrumente ansehen. Über die Sonnenuhren
näher zu sprechen, würde zu weit führen. Es ist eine Reihe – fast
hundert – von schönsten Sonnenuhren: Äquinoktial-Sonnenuhren, dann
Azimutal-Sonnenuhren, Horizontal-Sonnenuhren, Vertikal-Sonnenuhren, auch Würfeluhren
und so weiter, hier in unserem Museum.
Darf ich Sie unterbrechen: Die meisten unserer Zuhörer werden jetzt, wenn das Wort
Sonnenuhren ausgesprochen wird, an eine Hausmauer denken und an einen Zeiger, der nun den
Schatten wirft. Solche Sonnenuhren sind es eigentlich nicht, zwar verwandt, die man hier sieht.
Aber sie sind viel kleiner. Es sind fast Taschensonnenuhren.
Ja es sind kleine, aber auch große, wenn Sie herunten schauen, die Marmorplatte nicht?
Die war ja dazu da, dass man sie an einer Hauswand befestigt hat, also eine Vertikalsonnenuhr.
Das Prinzip ist da ja überall das gleiche: eine Tafel horizontal oder vertikal aufgestellt
und ein Zeiger, der die Richtung der Erdachse haben muss, der parallel zur Erdachse stehen muss.
Wenn wir weitergehen, kommen wir bei einem recht schönen Instrument – alten
Instrument - vorbei, in der Nische hier herinnen, der Tychonische Sextant. Er trägt
den Namen Tychonischer Sextant, denn wir vermuten ziemlich sicher und unser verehrter
verstorbener Prior Richard Rankl, auch Gymnasialdirektor, hat nachgewiesen,
dass es Tycho de Brahe selbst
war, der an diesem Sextanten gearbeitet hat. Eine Arbeit darüber ist ja erschienen
von ihm vor mehreren Jahren in einem Programm, in einem Jahresbericht des Gymnasiums.
Hier hat er ja nicht gearbeitet
– hier nicht sondern in Prag. Aus welchen Gründen
und wieso der dann hergekommen ist, das würde zu weit führen, das näher zu
beschreiben, nicht?
Hier haben wir wieder die Fortsetzung der Sonnenuhren, einige recht schöne Exemplare.
Und alle diese Sonnenuhren wurden neu katalogisiert, geordnet auf ihren Ursprung, ihre
Herkunft untersucht und ich habe das zusammengefasst in einer kleinen Schrift: Die
Sonnenuhren-Sammlung der Sternwarte Kremsmünster, die im Jahr 1955 im Jahresbericht
des Gymnasiums erschienen ist.
Sie haben vorhin – P. Ansgar – einen Namen erwähnt. Placidius Fixlmillner.
Ist er nicht der Erbauer dieser Sternwarte?
Nicht Plazidus Fixlmillner selber, sondern sein Oheim Alexander Fixlmillner – der Abt,
der eben Mitte des 18. Jahrhunderts die Sternwarte erbaut hat und sein Neffe Plazidus
Fixlmillner war dann der erste Astronom. Wir werden ja auf unserem Rundgang dann mehrere
seiner schriftlich niedergelegten Beobachtungen noch sehen können.
Es wäre ja durchaus verständlich, Herr Direktor, wenn das Bild von dem Erbauer dieser
Sternwarte hier wär und das ist ja auch so. Aber Sie haben eine ganze Reihe anderer,
eine ganze Ahnengallerie hier auch noch neben den Gegenständen, die Sie hier gesammelt
haben, noch angebracht. Wer sind denn diese Herrn?
Das ist fortlaufend die Reihe der Direktoren
der Sternwarte, beginnend mit Plazidus Fixlmillner 1762 und als letztes Bild Hofrat P. Thiemo
Schwarz, gestorben 1947, der letzte Direktor der Sternwarte.
Ja, von der Tätigkeit der Sternwarte sehen wir gerade hier in diesem Schauraum wieder
einmal sehr deutlich die Vielfalt der Forschung, die hier betrieben wurde und ich bin Ihnen
sehr dankbar, dass gerade der Rundfunk es ist, der zum ersten Mal, also als erster Besucher
hier in dieses Museum hereinkommt. Ich glaube es wenigstens, dass wir es sind.
Ja das sind Sie, ganz gewiss. Wir haben ja gerade erst in den Osterferien dieses Kabinett
eröffnet. Es haben mir da einige Studenten bei der Einrichtung sehr brav geholfen.
Zwei von ihnen sind sogar von auswärts eigens hergekommen und haben ihre Ferientage
hier verbracht und mir geholfen und zwei Kremsmünsterer waren hier. Und mit diesen
habe ich alle Sonnenuhren und die Globen, vor denen wir gerade hier stehen, hier
heraufgebracht und das Museum eben neu eingerichtet.
Kann man da einmal hineinsehen?
Schauen wir uns diese Globen an –
obwohl man es ja auch durch die Glasscheiben
sehen kann, aber wenn man den Dingen etwas näher ist, dann versteht und begreift
man sie auch etwas besser. Danke, dass Sie uns da aufgemacht haben. Was ist denn mit
diesen Globen eigentlich?
Hier heroben ist die erste Reihe Himmelsgloben, die weit zurückreichen, etliche
Jahrhunderte, sogar bis vor die Zeit der Erbauung der Sternwarte. Hier zum Beispiel der
älteste dieser Globen. Darf ich ihn herausnehmen?
Ja bitte schön!
Wir sehen
es an der Beschriftung. Er ist ganz klein, es ist ein Himmelsglobus aus dem Jahre 1565.
Also fast wieder 200 Jahre älter noch als die Erbauung der Sternwarte. Ja er hat die
Größe – um es Ihnen zu schildern - die Größe eines Kelches
– die Höhe eines Kelches der Durchmesser dürfte so ein schwacher Dezimeter
sein.
Ja und gegenüber, gegenüber da haben wir wieder Globen.
Gegenüber da sind Erdgloben und zwar ist es so, dass sehr viele der Erdgloben und
der Himmelsgloben einander entsprechen – also Paare bilden.
Ja und gerade das ist ja das Wertvolle an solchen Globen, dass sie in Paaren bestehen.
Und da haben wir einige sehr alte und sehr schöne Paare von Erdgloben und Himmelsgloben.
Nun fällt mein Blick auf zwei Vitrinen, die eine links und die andere rechts vor
uns und beide bergen Modelle. Ich schließe aus diesem grade, dass es sich um
das Modell der Sternwarte handelt, in der wir jetzt stehen.
Das sind zwei Modelle. Das eine Modell, das geplant war zur Ausführung, aber
nicht zur Ausführung gekommen ist. Das wäre gedacht gewesen über dem
sogenannten Portiertor. Dann das zweite Modell, das dann wirklich zur Ausführung
gekommen ist, ihm gegenüber, das sehen Sie hier. Wir blicken grad drauf hin. Und
das ist praktisch genauso wie wir es hier von uns sehen, zur Ausführung gekommen.
Die Unterschiede bestehen nur in den allerobersten Stockwerken.
Herr Direktor, nun möchte ich Sie noch bitten, mir ein paar Besonderheiten in diesem
Schauraum, in diesem Museum zu zeigen. Oder haben Sie noch etwas anderes bevor wir zu den
besonderen Besonderheiten kommen.
Wenn Sie schon von Besonderheiten sprechen, dann möchte ich gerne hier noch herschauen,
in diesen Kasten.
Ja bitte!
Hier haben wir ein altes Inklinatorium und Deklinatorium, das von Brander gebaut wurde
und das dazu diente, die magnetische Inklination und Deklination zu beobachten. Schon
sehr bald nach Errichtung der Sternwarte wurden ja diese Beobachtungen hier angefangen
und dann später fortgesetzt an bedeutend größeren Magneten, aber dann
später dann unterbrochen und jetzt nicht mehr aufgenommen.
Womit Sie auch sagen wollen, dass alle diese Geräte nicht gesammelt wurden, aus
einem Sammelinteresse, sondern dass mit ihnen hier an Ort und Stelle gearbeitet wurde.
Es sind Instrumente, die tatsächlich in Verwendung gewesen sind und an denen
wissenschaftliche Beobachtungen und Versuche gemacht wurden.
Und was ist das hier für ein Gerät, das wie eine Kanone aussieht –
mit einem Rad nur?
Mit einem Rad: das ist ein Meridiankreis. Es ist der älteste Meridiankreis, den
wir haben und der von Kaiser Franz im Jahre 1826 – wie die Beschriftung hier sagt
–der Sternwarte zum Geschenk gemacht wurde, um eben astronomische Beobachtungen
damit anzustellen.
Was wären all diese Geräte und das astronomische Besteck und so weiter, wenn
man nicht das Ergebnis sehen würde, das durch die Benützung sich gezeigt hat?
Nun, das finden wir hier niedergelegt in diesem Schrank, den ich ganz dem Andenken meiner
Mitbrüder gewidmet habe, die hier gearbeitet haben an der Sternwarte. Es sind
schriftliche Niederlegungen, vor allem hier in der Mitte, wie Sie sehen können,
die ältesten Aufzeichnungen der Wettterbeobachtungen. Sie führen uns zurück bis
in das Jahr 1763.
Und stellt dieses Buch, das ungefähr die Dicke und auch die Größe
eines Messbuches hat,
um unseren Hörern eine Vorstellung zu geben, ein Kuriosum dar – auf dem Gebiete
der Meteorologie?
Ich denke schon. Ich glaube, die Aufzeichnungen unserer Sternwarte, die meteorologischen
reichen wirklich so weit zurück, wie kaum irgendwo in einer anderen Sternwarte. Ich
traue mich nicht zu sagen, wie auf der Welt, weil ich es nicht positiv weiß, aber
ich glaube schon, dass kaum irgendwo so weit zurückreichende Aufzeichnungen sein
werden – nämlich sagen wir so – kontinuierlich fortgesetzt, ununterbrochen,
bis auf den heutigen Tag.
Und worum, P. Ansgar, handelt es sich bei diesen kleinen oder kleineren Büchlein, die
da oben, ebenfalls handgeschrieben, in der gleichen Vitrine zu sehen sind?
Das sind Aufzeichnungen eines meiner Mitbrüder
Ägid Everard von Raitenau. Er hat
sich sehr mit Mathematik, Astronomie, vor allem mit den Sonnenuhren befasst. Und diese
Büchlein nun sind vier an der Zahl, von ihm selbst geschrieben, in wunderbarer kleiner
schönster Schrift. Er beschreibt darin die Sonnenuhren, die er selbst gebaut hat,
17. Jahrhundert.
Ich glaube, dass es jetzt für den nicht versierten Besucher – nämlich nicht
versiert auf dem Gebiete der Astronomie und der Meteorologie-Sammlungen und der
Aufzeichnungen – es sehr viel zu sehen geben wird.
Wir kamen da ja zum ersten Mal herein, wir nehmen ja da schon etwas voraus.
Am 1. Mai beginnen ja Führungen, nicht wahr? Und da kann dann... jede Führung
wird hier dann hereinkommen und wird den Besuchern gezeigt werden, was ich Ihnen soeben
geschildert hab.
Ich habe gerade früher, am Anfang, wenn Sie sich noch erinnern können, von
P. Plazidus Fixlmillner gesprochen, dem Neffen des Erbauers der Sternwarte, er war der erste
Direktor. Die Sternwarte wurde, wenn ich es so sagen darf, eingeweiht, astronomisch
eingeweiht mit der Beobachtung der Sonnenfinsternis am 3. Juni anno 1769.
Herr Direktor und wie steht es eigentlich heute mit der Tätigkeit der Sternwarte
oder in der Sternwarte?
Die Astronomie muss leider vollständig ruhen. Die Astronomie ist naturgegeben
eben eine Sache, die in der Nacht betrieben werden muss und da ich derzeit auch der
einzige Physiker am Gymnasium bin, bin ich dort so hundertprozentig beschäftigt,
dass unmöglich möglich ist, die Nacht für Beobachtungen herzugeben und
den Tag dann in der Schule zuzubringen. Allerdings die Meteorologie wird ja noch immer
weiterbetrieben. Wir senden täglich zweimal Wettertelegramme, synoptische Telegramme
nach Salzburg an die Wetterwarte – von dort nach Wien. Die werden dann eingearbeitet
in die tägliche Wetterkarte. Und dann werden fortlaufend dreimal täglich
zu den Terminen 7 Uhr, 14 Uhr und 21 Uhr die Wetterbeobachtungen, die
Klimabeobachtungen gemacht.
Die unser Angestellter der Sternwarte, der Herr Kerschbaum, der uns hier ja auch
begleitet, täglich mit größter Genauigkeit und großer
Zufriedenheit von allen, die diese Daten je bekommen, der Zentralanstalt in Wien,
ausführt.
Das war also nur eine Frage von mir, die zur Gegenwart zurückführt.
Ich möchte aber doch ganz gerne ein paar Augenblicke noch in der Vergangenheit
dieser Welt bleiben, nämlich in diesem Museum und dabei auch eine ziemlich
deutlich aufgezeigte Linie überschreiten.
Ja, diese Linie hier, die wir hier sehen, aus roten Marmorsteinen ausgelegt ist der
Meridian, der durch diese Sternwarte führt. Und wie Sie sehen können, genau
von der Ecke ausgehend, wo der Tychonische Sextant steht, verläuft bei der Tür vorbei und dann
in Richtung Süden hingeht.
Und ein Teil dieser Linie führt aus dem großen Raum heraus in einen kleineren
halbrunden, sagen wir mal,
der sich anschließt an den großen und hier haben
wir alle unsere alten astronomischen Geräte aufgestellt.
Das ist ein ziemliches Arsenal!
Ein Arsenal, wenn Sie es so nennen wollen – ja – Waffen der Astronomie.
Vor allem sehen Sie hier gleich vor uns den schönen
Fixlmillnerschen Quadranten,
an dem der schon mehrmals erwähnte Fixlmillner gearbeitet hat, aus dem Jahre 1777.
Der Quadrant selbst wurde gebaut von dem damaligen Mechaniker der Sternwarte –
sein Bild hängt hier über uns – Johannes Illinger, Mechaniker der
Sternwarte und stammt aus dem Jahre 1777.
Ich sagte vorhin schon, P. Ansgar, dass der Besucher dieses neuen Museums in der alten,
200 Jahre alten Sternwarte in Kremsmünster sehr, sehr viel sehen wird. Und wenn
ihm das alles noch zu wenig sein sollte, dann hat er immer noch einen wunderschönen
Blick von hier heraus in das weite Land, in das Kremstal, das sich hier weitet und
öffnet und wo in den breiten weiten, weiten Bögen, die ersten Vierkanter sich zeigen.
Radio Linz brachte eine Reportage über das neu errichtete astronomische Museum in der Sternwarte des Stiftes Kremsmünster. Berichter war Rudolf Fochler.
BLÖCHL, Arnold 2002: Zum Gedenken an Prof. Dr. Rudolf Fochler (*16, Jänner 1914 in Freiwaldau-Gräfenberg, +28. Dezember
2001 in Linz), in: Oberösterreichische Heimatblätter 2002, 1/2, Linz, 143-148
RABENALT, P. Ansgar, Die Sonnenuhrensammlung der Sternwarte Kremsmünster, in: 98. Jahresbericht Schuljahr 1955,
Obergymnasium der Benediktiner zu Kremsmünster, Kremsmünster 1955, 11 - 60
RABENALT, P. Ansgar +. Die Sonnenuhrensammlung der Sternwarte Kremsmünster,
Berichte des ADV Nr. 33, Kremsmünster 1996
RABENALT, P. Ansgar 1958: Geschichte der Sternwarte von Kremsmünster. Eine Kurze Zusammenfassung
anlässlich des 200jährigen Jubiläus, in : 101. Jahresbericht Schuljahr 1958 Öffentl. Gymnasium
der Benediktiner zu Kremsmünster, Kremsmünster, 7-27
Tonbandaufzeichnung im Archiv der Sternwarte