aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
November 2017
Als ich letztes Jahr einen Meteorologen auf den Titel Weil ich ein Meteorologe bin von Reinhard Mey
angesprach, musste ich feststellen, dass dieses aus dem Jahr 1975 stammende für uns damals so
beeindruckende Lied heute nicht mehr allgemein bekannt ist. Natürlich hat sich bekanntlich im
Bereich der meteorologischen Prognosen durch die Verwendung potenter elektronischer Rechenanlagen
vieles fast "quantensprungmäßig" verändert. So ist das vorgestellte Aquarell unseres
Zeichenprofessors Dr. Friedrich Thiemann (1917-2006) eben auch nur eine Reminiszenz an längst
vergangene Zeiten und überwundene Klischeevorstellungen.
Und es zeigt uns, wie rapide die wissenschaftliche Entwicklung, verglichen mit der 250jährigen
Geschichte unserer Sternwarte, gerade in der letzten Zeit voranschreitet.
Dieses Objekt weckt recht persönliche Erinnerungen an zwei meiner Lehrer, die ich sehr geschätzt habe
und bis heute schätze. Prof. Dr. Friedrich Thiemann hat dieses Aquarell dem Adjunkten an der Sternwarte
P. Maximilian Schwediauer zum Geschenk gemacht. Thiemann war immer irgendwie
am Zeichnen und da ergab sich einmal in den Jahren 1970-76, als P. Max sein Kollege am Gymnasium war, die Gelegenheit, dieses
Bild zu erstellen. Als ich in der dritten Klasse des Gymnasiums 1965 Prof. Thiemann als Zeichenlehrer bekam,
eröffnete sich für mich ein ganz neuer Zugang zu dem Unterrichtsfach "Zeichnen". Zuvor hatten wir Lehrer,
von denen mir beim einen als Sukkus seines Unterrichtes nur der Satz "Ihr dürft keine Konturen malen" in
Erinnerung blieb, beim anderen beschränkt sich meine Erinnerung an Folgendes: Wir hatten das Thema "Fasching" und
einer meiner Klassenkameraden malte zwei Faschingskrapfen, was den Lehrer, der - man könnte sagen - ein
gewisses kulinarisches Interesse besaß, höchst belustigte. Das führte sogar dazu, dass wir ihm dann
einige Zeit den Spitznamen "Faschingskrapfen" zueigneten. Das entsprach auch irgendwie ganz gut seiner
körperlichen Erscheinung. Als dann Prof. Thiemann unser Zeichenlehrer wurde, war alles anders. Einmal scheuchte
er mich von meinem Platz, auf dem ich gerade ein Aquarell mit Sonnenblumen in Arbeit hatte. Irgendwie hatte
ich schon die Lust daran verloren, weil es nicht so werden wollte, wie ich es im Kopf hatte. "Papa Thie"
rührte ein paar Mal kräftig in meinen Deckfarben herum und mit einigen schwungvollen Pinselstrichen verwandelte
er das Bild dorthin, wo ich es gerne hätte haben wollen und sagte in etwa: "Da hast du ja ein schönes Bild gemalt!"
Auch Prof. Thiemanns Vermittlung der Kunstgeschichte war pädagogisch einzigartig, was dann auch dazu führte,
dass ich dieses Fach als Maturafach wählte.
P. Max hatten wir in Physik in der zweiten Gymnasialklasse 1964/65 und er hat es verstanden, uns die Physik fast wie
man sich das aus der Zeit der Experimentalphilosophie des 18. Jh. vorstellt, mit schaustellerischer Gewandtheit
nahe zu bringen. Mein Interesse an der Elektrizität hat es dann auch später mit sich gebracht, dass
ich mir des Öfteren bei P. Max sein Goerz-Multimeter (Unigor 3) auslieh und er mir in seiner freundlichen Art das teure Ding ganz einfach für
ein paar Tage überließ. Auch sonst kam ich manchmal zu ihm, um mir ein paar technische Ratschläge zu holen
oder seine Hilfestellung in Anspruch zu nehmen.
Als er mir dann einmal in der Hl. Nacht vor der Mette in der Saktristei ein kleines
Einbau-Drehspul-Voltmeter zusteckte, war es für mich ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk.
Ich baute es dann zu meinem ersten Multimeter um, das ich bis zum Eintritt ins Kloster vielfach
verwendete. P. Maxens Goerz-Multimeter war damit außer Gefahr,
von mir kaputtgemacht zu werden und so befindet es sich noch jetzt voll funktionsfähig in unserer Physikalischen
Sammlung - war ja auch ein besonders gutes Gerät!
"Papa Thie" und P. Max waren für mich zwei ganz besonders gute und verehrungswürdige Lehrer. - Auch wenn das heute ein wenig unzeitgemäß klingt, wir hatten einige Lehrer, die der dankbaren Verehrung würdig sind.
KRAML, P. Amand 2008: 250 Jahre Sternwarte Kremsmünster, in: Öffentliches
Stiftsgymnasium Kremsmünster
151. Jahresbericht, Thalheim, 33-83
KRINZINGER, P. Jakob 2000: Zeichnen, Werken Kunsterziehung, in: Öffentliches
Stiftsgymnasium Kremsmünster, 143. Jahresbericht, Kremsmünster, 59-65
PITSCHMANN, Ernst 1979: OStR. Prof. Dr. Friedrich Thiemann – 27 Jahre Kunsterzieher – immer Künstler,
in: Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster, 122. Jahresbericht, Kremsmünster, 91-97
PITSCHMANN, P. Benedikt 1984: "Nix leichta wia dös!". In memoriam P.Maximilian Schwediauer, in:
Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster, 127. Jahresbericht, Wels, 9-12.
WATZINGER, Carl Hans 1982: Das Sgraffito im Bild der oberösterreichischen Landschaft. Zum Werk
von Friedrich Thiemann, in: Oberösterreichische Heimatblätter, 36. Jg. 1982, Heft 1/2, Linz, 154-159
ZERLIK, Alfred 1979: Eine sehenswerte Ausstellung. Der Egerländer Maler und
Graphiker Friedrich Thiemann im Bummerlhaus in Steyr, in: Sudetenpost. Offizielles
Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich, 25. Jg. Folge 21, 4
8. November 1979, Linz,