aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Juli 2019
Dieses Bild von Prof. Dr. Lothar Hofmeister wurde am 25. Mai 1978 im Zoologischen Kabinett in Dankbarkeit
an die hervorragende und kompetente Tätigkeit des Abgebildeten aufgehängt.
Der Nachruf des damaligen Kustos der Sternwarte P. Jakob Krinzinger soll die Bedeutung dieses Mannes für
unsere Sammlungen beschreiben.
In memoriam Univ.-Prof. Dr. Lothar Hofmeister
Sehr plötzlich ist am 5. Dezember 1977 Dr. Lothar Hofmeister gestorben. Ihm gebührt ein besonderes
Memento, weil seine Verdienste um die Sternwarte nicht hoch genug eingeschätzt werden können.
Er wurde am 11. 1. 1910 in Klosterneuburg geboren und kam nach der Volksschule an unser Gymnasium,
wo er 1928 maturierte. In diesen Jahren hat er mit Begeisterung Naturgeschichte gelernt, und zwar
nicht bloß im Unterricht, sondern auch in seiner Freizeit, wo er besonders in den höheren Klassen
von Pater Leonhard Angerer mit einer Aufmerksamkeit betreut wurde, die man noch nach 50 Jahren
merkte. Nach seiner Matura ging Hofmeister an die Universität Wien, um dort Botanik zu studieren.
Er promovierte 1934 nach einer Dissertation in Zellphysiologie und wurde Assistent am
Zellphysiologischen Institut. 1939 heiratete er Mag. Gertrud Klintz, mit der er in schöner Harmonie
eine gute Ehe führte. Sie gingen gemeinsam den Weg und ergänzten sich gegenseitig, auch auf
fachlichem Gebiet. Der Anfang dieses gemeinsamen Lebens und der wissenschaftlichen Laufbahn war
allerdings durch die Zeitumstände empfindlich gestört. Kurz nach seiner Habilitation 1940 wurde
er zum Kriegsdienst eingezogen, was auch als Zeugnis seiner unbeugsamen Weltanschauung angesehen
werden darf.
Nach Kriegsende kam er wieder an die Universität Wien und wurde 1947 Oberassistent am Botanischen
Institut. Als solcher übernahm er die Geschäfte eines Vizedirektors des Botanischen Gartens in Wien.
Für diese Aufgabe war Hofmeister als Praktiker mit großem Wissen und als vornehmer Chef mit
menschlicher Art im Umgang bestens geeignet. Auch seine Genauigkeit in jeder Arbeit war in
diesem Wirkungsbereich sehr positiv.
Neben dieser Arbeit wirkte er im Lehrbetrieb des Zellphysiologischen Institutes mit und wurde
1956 zum außerordentlichen Professor der Universität Wien unter besonderer Berücksichtigung der
Zellphysiologie ernannt. In besonderer Weise beschäftigte er sich forschend und lehrend mit
Mikrurgie (Manipulation in der Zelle unter dem Mikroskop) und mit Rohstoffkunde. Welchen
Eindruck er dabei auf junge Wissenschafter machte, möge ein Briefausschnitt zeigen, der
spontan an mich gerichtet wurde:
»Wie rasch sich alles ändern kann, hat auch uns der Tod von Professor Hofmeister gezeigt.
Er hätte doch noch so viel zu tun gehabt in der Sternwarte, und er hatte so viel Freude an
dieser Arbeit. Ich hatte natürlich nicht die enge Beziehung zu ihm, wie Du sie hattest, aber
ich habe ihn aus mehreren Gründen sehr geschätzt. Einmal war er ein stets freundlicher und
gütiger Mann, sowohl gegen Studenten als auch gegen Anfänger in einer wissenschaftlichen
Karriere. Ich erinnere mich noch, wie er vor etwa 10 Jahren, als ich noch mit Gefrierschutzmitteln
herumexperimentierte, mir ganz spontan Literaturangaben und eigene Sonderdrucke schickte. So
etwas ist eine große Aufmunterung! Und dann würde ich sagen, daß er mit seinen Kenntnissen und
Fähigkeiten viel wichtiger für die Wissenschaft war, als die meisten der Wiener Kollegen ahnen.
Ich hätte es sehr gerne gesehen, wenn er an der Salzburger ÖAPP - Veranstaltung zum Thema
Zellbiologie - teilgenommen hätte. Schließlich war er ja einer der Pioniere der »klassischen«
Permeabilitätsforschung und beherrschte die Technik des Mikromanipulators perfekt.
Da diese Dinge mühsam sind und nicht den Ruf der Neuheit haben, sind
sie momentan nicht gerade sehr weit verbreitet. Jedoch bin ich ganz sicher, daß diese alten
Techniken und auch die Forschungsergebnisse wieder zu Ehren kommen werden. Einer der
Hauptzwecke der Salzburger Tagung war eine Rückbesinnung auf diese Werte. Wie schön wäre
es da gewesen, wenn auch einer der aktiven Forscher auf diesem Gebiet noch für alle da
gewesen wäre. Schade, aber er war wohl zu bescheiden - oder eine gewisse moderne Richtung
hat ihn ihr Desinteresse zu deutlich wissen lassen, wer könnte den Grund erraten.«
Dieses Zeugnis eines Mannes, der selbst heute als Hochschullehrer wirkt, sagt mehr als
viele andere schöne Worte.
Seit 1973 kam Hofmeister in besonderen Kontakt mit der Sternwarte, die er durch Pater
Leonhard Angerer seinerzeit bestens kennen- und liebengelernt hatte. Hier half er zusammen
mit seiner Frau in selbstlosester Weise bei der Vorbereitung der Restaurierung und
Revitalisierung der Sammlungen mit. Dabei kam nicht nur seine große Erfahrung und sein
umfassendes Wissen zum Tragen, sondern auch seine Liebe zu den Sammlungen, die er als
Schüler gewonnen hatte. So ist seine Mitarbeit von entscheidender Bedeutung. Durch ihn
wurde die geistige Tradition eines Pater Anselm Pfeiffer, eines
Pater Franz Schwab,
eines Pater Leonhard Angerer gewahrt, die vielleicht durch widrige Umstände versiegt wäre.
Sein Andenken wird in der Sternwarte vor allem in der Bibliothek, im Archiv und in den
Depots der Sammlungen überall wach werden für den, der hier arbeitet. Äußerlich sichtbar
wollten wir sein Andenken erhalten, als wir beim 55. Maturajubiläum am 25. Mai dieses
Jahres zusammen mit seiner geschätzten, tapferen Frau sein Bild im Zoologisch-Botanischen
Kabinett anbrachten.
Pater Jakob Krinzinger
Kustos der Sternwarte
KRINZINGER, P. Jakob 1978: In Memoriam Univ.-Prof. Dr. Lothar Hofmeister, JbGymKr. 121, 104-105
ZIEGLER, Annemarie 1980: Lothar Hofmeister 1910-1977, in: Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft
in Österreich, 118./119. Band, Wien, 8-10