aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Oktober 2019
Manchen ist der Bezug zur Biographie des hl. Benedikt verloren gegangen und sie vermuten in der "ganzen Weltkugel" von der da Doberschitz schreibt, die Darstellung einer Sonnenfinsternis.
Im zweiten Buch der Dialoge von Papst Gregor (II, 35, 2-4) findet sich die Stelle, die hier die Grundlage für diese Darstellung bildet:
(II,35,2) Es wurde Zeit, zur Ruhe zu gehen. Der heilige Benedikt legte sich im oberen Teil des Turmes nieder, der Diakon Servandus im unteren. In diesem Turm führte eine gerade Stiege von unten nach oben. Vor dem Turm befand sich ein größeres Gebäude, wo ihre Schüler ruhten.
Während die Brüder noch schliefen, stand der Mann Gottes Benedikt schon vor der Zeit des nächtlichen Gebetes auf und hielt Nachtwache. Er stand am Fenster und flehte zum allmächtigen Gott. Während er mitten in dunkler Nacht hinausschaute, sah er plötzlich ein Licht, das sich von oben her ergoss und alle Finsternis der Nacht vertrieb. Es wurde so hell, dass dieses Licht, das in der Finsternis aufstrahlte, die Helligkeit des Tages übertraf.
(II,35,3) Etwas ganz Wunderbares ereignete sich in dieser Schau, wie er später selbst erzählte: Die ganze Welt wurde ihm vor Augen geführt, wie in einem einzigen Sonnenstrahl gesammelt.
Während der ehrwürdige Vater den Blick unverwandt auf den strahlenden Glanz dieses Lichtes gerichtet hielt, sah er, wie Engel die Seele des Bischofs Germanus von Capua in einer feurigen Kugel zum Himmel trugen.
(II,35,4) Für dieses große Wunder wollte Benedikt einen Zeugen haben. Darum rief er den Diakon Servandus zwei- oder dreimal ganz laut beim Namen. Der erschrak über das laute Rufen, das er von diesem Mann nicht gewohnt war, stieg hinauf, schaute hin und sah nur noch einen Schimmer des Lichtes. Sprachlos stand er vor diesem Wunder; da erzählte ihm der Mann Gottes ganz genau, was geschehen war.
Der Text auf dem Spruchband In Caelestibus habitavit - In terris positus geht auf die zweite Matutin-Antiphon zum Benediktusfest bzw. Fest Translatio Benedicti zurück:
DOBERSCHITZ, P. Laurenz 1999: Specula Cremifanensis, 1. Band. Beschreibung der in dem mathematischen Thurne zu Kremsmünster befindlichen Naturalien, Instrumenten, und Seltenheiten, hrsg. von P. Amand Kraml, ADV-Ber. 40, Kremsmünster
GREGOR der Große 1995: Der hl. Benedikt. Buch II der Dialoge lateinisch/deutsch, St. Otilien
HESBERT, René-Jean 1968: Corpus Antiphonalium Officii, Vol. II/3 Manuscripti "Cursus Monasticus", Roma
HESBERT, René-Jean 1963: Corpus Antiphonalium Officii, Vol.III/1 Invitatoria et Antiphonae. Editio Critica, Roma.
KLAMT, Johann-Christian 1999: Sternwarte und Museum im Zeitalter der Aufklärung: der Mathematische Turm zu Kremsmünster
(1749-1758), Mainz
OLSON, Roberta J. M. & PASACHOFF, Jay M. 2007: St. Benedict Sees the Light: Asam's Solar Eclipse as Metaphor, in: Religion and the Arts
Bd. 11, Ausgabe 3-4, Leiden, 299-329
PÜHRINGER-ZWANOWETZ, Leonore 1977: III. Hofgarten und dort befindliche Bauwerke, in: Österreichische Kunsttopographie Bd XLIII. Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes Kremsmünster, Bd. I, Wien 458-478
WINTERSTELLER, P. Benno 1977: Kapellenzimmer/VII/7, in: 1200 Jahre Kremsmünster. Stiftsführer. Geschichte,
Kunstsammlungen, Sternwarte, Linz, 320-321